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August 2013

Gemeinsames Projekt von Politik und Unternehmen im Norden bringt zukunftsweisende Ergebnisse:

Windwasserstoff kann zum Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende werden

Hamburg, 12. August 2013

Seit Februar haben die norddeutschen Bundesländer Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam mit einer Reihe von Unternehmen, Verbänden, Landkreisen und Kammern in einer fünfmonatigen Untersuchung eingehend die Aufbau- und Entwicklungschancen einer Windwasserstoff-Wirtschaft im Norden prüfen lassen. Als Projektkoordinator beauftragte der ChemCoast e. V. die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young GmbH mit der Durchführung dieser praxisorientierten Studie, deren umfangreichen Ergebnisse heute in Hamburg vorgestellt wurden. Demnach bestehen wegen der idealen Voraussetzungen in Norddeutschland gute Chancen, den Aufbau einer Windwasserstoff-Wirtschaft erfolgreich voranzubringen und damit einen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende im Norden zu leisten. Dafür müssten aber sowohl rechtliche Rahmenbedingungen geändert und Förderrichtlinien angepasst als auch infrastrukturelle Maßnahmen und Investitionen vorgenommen werden.

Als konkretes Ergebnis fordert die Studie, in sogenannten „Wertschöpfungspfaden“ Infrastruktur für die Erzeugung und Verteilung von Wasserstoff an drei anfangs getrennten Marktplätzen in der Metropolregion Hamburg zu schaffen und diese im Laufe des fortschreitenden Infrastrukturaufbaus zusammenwachsen zu lassen. Der dabei hinterlegte Zeitplan sieht vor, 2015 in Hamburg den Grundstein für eine effiziente Windwasserstoff-Wirtschaft im Norden zu legen und dazu eine industrielle Elektrolyseanlage mit 20 Megawatt elektrischer Eingangsleistung zu bauen, in der in einem ersten Schritt ausschließlich Wasserstoff für den industriellen Eigenbedarf produziert wird. Die veranschlagten Investitionskosten betragen hier gemäß der Studie rund 16,3 Millionen Euro. In einem zweiten Schritt wird der Bau einer vergleichbaren Elektrolyseanlage in Brunsbüttel vorgeschlagen, deren erzeugter Wasserstoff Verbraucher an einer bereits bestehenden Rohrleitung zwischen Brunsbüttel und Heide erreichen kann. Weitere Schritte sehen bis 2025 dann sowohl die Erweiterung der Eingangsleistungen der Elektrolyseanlagen vor als auch die Errichtung einer umfangreichen Rohrleitungsinfrastruktur ausgehend von der Unterelberegion rund um Stade sowie die Errichtung eines Kavernenspeichers. Das Gesamtvolumen der nötigen Investitionen beläuft sich auf rund 531 Millionen Euro.

„Vor dem Hintergrund dieser Untersuchungsergebnisse sind sich alle Partner des Projekts einig, dass sich jetzt in einem ersten Schritt die Industrie und die norddeutsche Politik gemeinsam in Berlin für einen stabilen Rechtsrahmen einsetzen müssen, um Windwasserstoff die in der Studie beschriebenen möglichen Marktchancen zu eröffnen“, sagt Dieter Schnepel, Vorsitzender des Vereins ChemCoast und Geschäftsführer der Stader Dow Deutschland Anlagengesellschaft. Außerdem stünde die Formulierung eines gemeinsamen neuen Projektantrags an, um dann die vorgeschlagenen Infrastrukturprojekte beispielsweise in Form von Öffentlich-Privaten-Partnerschaften planen und umsetzen zu können.

Gelingen die in den Studienergebnissen formulierten Anpassungen der rechtlichen Rahmenbedingungen und werden die ausgearbeiteten Infrastrukturprojekte umgesetzt, könnte der bei Windanlagen anfallende überschüssige Strom sinnvoll in andere Bereiche transferiert und zugleich chemisch gespeichert werden. Dies würde Windwasserstoff zum Schlüssel einer erfolgreichen Energiewende machen. Durch ein gemeinsames Agieren ansässiger Akteure könnte darüber hinaus ein Markt für die stoffliche Nutzung von Windwasserstoff in der Industrie entstehen sowie ein zusätzlicher Schub für die Powerto-Gas-Konzepte erfolgen. Auch im Verkehrssektor wäre Windwasserstoff demnach eine grundlegende Voraussetzung für die Weiterentwicklung zukunftsfähiger Technologien. Klar formuliert sind in den Studienergebnissen aber auch die Unwägbarkeiten: „Die Betrachtung der Strompreise für Wasserstoff im Jahr 2013 zeigt den Einfluss der Stromnebenkosten auf den Abgabepreis. Ohne eine Befreiung beispielsweise von der EEGUmlage dürften sich Projekte zur Erzeugung von Windwasserstoff praktisch nicht realisieren lassen“, heißt es dort.

Für den ChemCoast-Vorsitzenden Dieter Schnepel ist die Studie gerade aufgrund dieser differenzierten Ergebnisformulierungen ein Erfolg. „Sowohl der Politik als auch der Industrie wird hier klar aufgezeigt, wie es jetzt weitergehen muss. Dabei ist das Ganze mit konkreten Schritten, Zeitplänen und Investitionsannahmen hinterlegt. Das nötige Datenmaterial, um die Investitionen vorbereiten zu können, ist genauso vorhanden wie die Abnahmemengen von Wasserstoff für die verschiedenen Anwendungsbereiche. Hinzu kommen klare Vorschläge für die Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Damit lässt sich auf dieser Studie die weitere Arbeit aufbauen und der Verein ChemCoast wird dabei seine umfangreichen Erfahrungen beim Bau von Pipelines, beim Thema Stofftransporte und der Vernetzung von Standorten einbringen“, so Schnepel.

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Die Referenten von links: Staatsrat Andreas Rieckhof, Wirtschaftsminister Olaf Lies, Dr. Oliver Weinmann, Vattenfall, Staatssekretärin Dr. Ingrid Nestle, Detlev Wösten, H&R, Dr. Wolf-Sebastian Zylka, Linde, Dieter Schnepel, Dow Stade, Dr. Rainer Scholz, E&Y

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Podiumsdiskussion

Projektpartner:
Sponsoren des Projekts gerade abgeschlossenen Projekts und des dabei entstandenen Fahrplans zur Realisierung einer Windwasserstoff-Wirtschaft in der Wirtschaftsregion Unterelbe waren neben den Landesregierungen von Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein: ArcelorMittal Hamburg GmbH, Arge Netz GmbH & Co. KG, Aurubis AG, Bayer MaterialScience AG, BeBa Energie GmbH & Co. KG, Dow Deutschland Anlagengesellschaft mbH, E.ON Gas Storage GmbH, Hamburg Energie GmbH, Handelskammer Hamburg, H&R Ölwerke Schindler GmbH, IVG Caverns GmbH, Industrieverband Hamburg e. V., Kreis Dithmarschen, Landkreis Harburg, Landkreis Stade, Linde AG, Stiftung Offshore Windenergie, Sasol Wax GmbH, Shell Global Solutions GmbH, Solvay GmbH, SWB AG, Vattenfall Europe Innovation GmbH, Wasserstoffgesellschaft Hamburg e. V., Yara Brunsbüttel GmbH.

Über den ChemCoast e. V.:
Der ChemCoast e. V. ist eine Initiative des Verbandes der Chemischen Industrie, Landesverband Nord, und dient der Stärkung der Wirtschaftskraft an den norddeutschen Chemiestandorten Brunsbüttel, Seelze, Stade, Walsrode und Wilhelmshaven. In idealer Lage im Zentrum Europas bietet die ChemCoast-Region den direkten Zugang zu den westeuropäischen und den aufstrebenden osteuropäischen Märkten. Über ihre Häfen ist sie an die internationalen Seetransportwege angebunden. Außerdem verfügt die norddeutsche Chemieregion über 2.500 Hektar Fläche, die für Chemieansiedlungen geeignet sind. Weitere Informationen über die länderübergreifende Initiative finden sich auf den Internetseiten www.chemcoast.de.

Über den VCI Nord:
Der VCI Nord ist ein Landesverband des Verbandes der Chemischen Industrie e. V. Er vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von 280 Mitgliedsunternehmen in Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen. Weitere Kernaufgaben des Verbandes sind die Fortbildung von Lehrkräften, die Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts, die Förderung von Kontakten zwischen Hochschulen und Wirtschaft sowie die Entwicklung der Biotechnologie (www.vci-nord.de).

Zum Download:
- Presseinformation
- Kurzdarstellung des Fahrplans

- Kurzdarstellung des Fahrplans engl.

Renate Klingenberg

Renate Klingenberg

Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende braucht Engagement und innovative Lösungen. Das ChemCoast-Netzwerk setzt auf die vorhandenen Stärken der Region, um mit dem Projekt Windwasserstoff seinen Beitrag zu leisten.

Renate Klingenberg Geschäftsführerin ChemCoast e. V.